WIE JEDE ANDERE HIER (UA)
Ein Stück Konstanzer Geschichte von Viola Rohner
Auftragswerk für das Theater Konstanz
mit
Anna Lisa Grebe
Kristina Lotta Kahlert
Jonas Pätzold
Regie & Video Simone Geyer
Bühne & Kostüme Mona Marie Hartmann
Dramaturgie Romana Lautner
„Was verbirgt sich hinter dem Namen der Spiegelhalle?“ Mit Hilfe der Initiative „Stolpersteine für Konstanz“ sind wir auf einen besonderen Text gestoßen: Die persönlichen Erinnerungen von Margot Spiegel, die sie unter dem Titel „Mein Leben in Deutschland vor und nach dem 30. Januar 1933“ aufgeschrieben hat. Vom Aufwachsen so nah zur Schweizer Grenze, wo die Eltern hin spazierten, um Zucker zu kaufen oder Zeitung zu lesen, ist da die Rede, vom Leben in einer jüdischen Familie in der Bahnhofstraße, dem Schulalltag in der Mädchen-Oberrealschule (dem heutigen Ellenrieder Gymnasium) und von Freundschaften. Margots Beobachtungen der Geschehnisse nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten sind genau, scharfsinnig und verlassen doch nie ihre persönliche Perspektive, die immer mehr die einer Ausgegrenzten wird.
Die Schweizer Autorin Viola Rohner hat für uns daraus ein Theaterstück geschrieben, das mehr will als nur dokumentieren. Es will mit den Mitteln des Theaters lebendig werdende Erinnerung schaffen – gegen das Vergessen. Wie hat Margot die Ausgrenzung erlebt? Was hat es für sie bedeutet, ihr Land, ihre Familie zu verlassen? Wie konnte sie weiterleben, nachdem sie erfahren hat, dass ihre Mutter, ihr Vater und ihr Bruder nach Gurs und Auschwitz deportiert und ermordet wurden?
Diese Uraufführung wird ermöglicht durch das Projekt-Stipendium im Rahmen des Jugendtheaterpreises Baden-Württemberg 2024.
KRITIKEN:
"Kristina Lotta Kahlert spielt Margot, Anna Lisa Grebe und Jonas Pätzold teilen sich die weiteren Rollen auf. Ein eminent intensives Zusammenspiel entwickelt sich, aus dem heraus die Wucht dieser Erinnerungen erlebbar wird. (...) Die Konstanzer Uraufführung gewinnt im Laufe des Abends stark an Intensität, die am Ende mit dem Textauszug der erst in diesem Jahr verstorbenen Margot Friedländer ihren Höhepunkt erreicht. Sätze von universaler Menschlichkeit, die so wahr sind, dass man sie eigentlich nicht sollte aussprechen müssen. Es geht unter die Haut, wie die Inszenierung zuvor gezeigt hat, warum es nötig ist."
Maria Schorpp, Südkurier
"Mit «Wie jede andere hier» widmet sich das Ensemble der Spiegelhalle einem Stück Konstanzer Geschichte, das weit mehr als ein Mahnmal ist. Das Theaterstück über ihre Kindheit ist eine Verneigung vor (Margot Spiegels) Lebenswerk und ein Appell an den Humanismus, den jeder in sich trägt – und der nie vergessen werden darf. Regisseurin Simone Geyer und Dramaturgin Romana Lauter gelingt der Spagat zwischen historischer Wahrheit und kindgerechter Erzählweise mit beeindruckender Sensibilität. Sie lädt dazu ein, über Zivilcourage, Mitgefühl und das eigene Handeln nachzudenken, seine Gedanken in Handlung umzuwandeln – und jeden Menschen als das zu sehen, was er ist: ein Mensch."
Tara Koselka, Singener Wochenblatt
"Ihr [Margot Spiegels] Unbehagen kippt zuerst in Angst, dann in Wut. Sie geht für ein Jahr nach Rom, später nach London und schafft es 1936, ein Schiffsticket nach New York zu ergattern. Die Schauspielerin Kristina Lotta Kahlert verkörpert diese emotionalen Wandlungen der Protagonistin Margot ebenso überzeugend wie beklemmend. (...) Das Drei-Personen-Stück ist historisch verortet. Aber die Bezüge zur Gegenwart sind offenkundig, sind doch Demokratie und freie Rede immer wieder gefährdet."
Rolf Hürzeler, St. Galler Tagblatt
© Ilja Mess
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